“Ich steh’ an deiner Krippen hier….” Teil 3

“Ich steh’ an deiner Krippen hier, o Jesu du mein Leben;
Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und lass dir’s wohlgefallen.”

(gemalt von Laura und Silke; von l. nach r.)

Auch ich steh an deiner Krippe.
Als eine der drei Heiligen Königinnen.
Beschenkt – mit Geist und Sinn, mit Herz, Seel und Mut.
Und mit Körper, Energie – Bewegung.
Schönheit.
Hoffnung und Kraft.

Es wird nicht von uns erzählt dort an der Krippe.
Aber wir sind da und bringen unsere Gaben.

Und nun:
Brechen wir auf von der Krippe –
trotzen dem Tod
und freuen uns des Lebens.

“Und der Engel des Herrn trat zu ihnen…”

“Der Engel in dir freut sich über dein Licht,
weint über deine Finsternis.” Rose Ausländer

(gemalt von Cosima)

“Ich habe euch kommen sehen –
auf dem Weg hin zur Krippe.
Ich habe Angst um euch gehabt –
um Maria und Joseph,
aber auch um alle anderen.

Findet ihr den Weg?
Manche wissen nicht, wonach sie suchen.

Was kann ich tun?
Ich bin kein Zauberer.
Ich gehe hinaus in die Nacht.
Ich berühre die Ängstlichen.
Ich flüstere ins Ohr:
“Schaut, es ist etwas geschehen. Ein Wunder.”

Ich gebe Worte
und hülle ein in Wärme und Licht.
“Fürchtet euch nicht.”

Ich habe kein Gesicht,
aber ich begegne euch,
wann immer ihr euch anseht – von Angesicht zu Angesicht.”

“Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen:
dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen.
So lass mich doch dein Kripplein sein;
komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden.”

“Ich steh’ an deiner Krippen hier….” Teil 2

(gemalt von Wolfgang Richter)

Wir stehen hier an der Krippe.
Ich bin mit meiner Familie vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien geflohen. Ich lebe mit meinem Mann Aeham und unseren Kindern Ahmadi und Kinan in dem griechischen Notlager Kara Tepe auf der Insel Lesbos.

Wir sind geflohen aus unserer Heimat aus Angst vor den Bomben.
Diese unsägliche Angst, nie zu wissen,
kehrt der Mann abends von der Arbeit zurück
und die Kinder vom Spielen auf der Straße.

Das Kind in der Krippe.
Da sehe ich meine kleine Kinan liegen vor 2 Jahren.
Notdürftig in Tücher gehüllt.
Ein schneidend kalter Wind war in der Nacht.
Eine Frau aus der Nachbarhütte hat meinem Mann geholfen.
Zum Glück hatte ich keine Komplikationen bei der Geburt.

Wir sind Muslime.
Haben wir einen Platz an dieser Krippe?
Wir glauben, dass Jesus ein Prophet Gottes war.
Aus dem Kind in der Krippe wurde der Gesandte Gottes.

Das Lied von der Krippe? Ja, ich kenne es.
Ich liebe die 2. Strophe:
„Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren,
und hast dich mir zu eigen gar, eh ich dich kannt erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht,

wie du mein wollest werden.“

Kind in der Krippe,
du weißt, was es heißt, in einem Stall geboren zu werden.
Du weißt, was es bedeutet, von der Hand in den Mund zu leben.

Und dennoch:
An deiner Krippe sangen die Engel
„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden.“

Das war auch später deine Botschaft,
dass beides zusammengehört:
die Ehre Gottes und der Friede auf Erden.

Darauf setzen wir unsre Hoffnung.
Die Hoffnung, dieses Lager bald verlassen zu dürfen
und als Flüchtlinge anerkannt zu werden.

Darum hoffen wir auf dich, kleiner Heiland,
und feiern deine Geburt.

“Ich steh’ an deiner Krippen hier….”

(Kettwiger Krippenlandschaft; workshop Dezember 2020)
(gemalt von Andrea Hündlings)

Ich steh an deiner Krippen hier.
Das hätte ich nicht gedacht,
dass ich heute Nacht hier stehe.

Die letzten Wochen waren schrecklich
und Nachts, Nachts ist es am schlimmsten.
Meine Sorgen, meine Ängste wachsen dann ins Unermessliche.

Ich bin gelähmt,
kraftlos, verzweifelt.
Die Tage sind bleischwer.
Ich kann nichts ändern.
Mein Leben ist eine Last,
mir selbst und anderen.

‚Fürchte dich nicht‘,
haben Engel den Hirten gesagt.
Deshalb sind alle losgezogen,
dieses Kind anzuschauen.
Den neugeborenen König.

Ich war nicht dabei.
Ich verharre.
Ich komme nicht los.
Ich schaffe es nicht.

Aber dann ertönte das Lied.
„Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne.
Die Sonne, die mir zugebracht, Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht,
wie schön sind deine Strahlen.“

Wie schön sind deine Strahlen.
Und nun stehe ich doch an der Krippe.
Zaghaft, verloren, unsicher.
Die Zartheit des Kindes, seine Verletzlichkeit rührt mich an.
Hier an der Krippe muß ich nicht stärker sein, als ich bin.

Ich kann mitbringen, was mich niederdrückt.
Und ja, ich stehe nicht allein an der Krippe.
Ein ganz schön bunter Haufen hat sich da versammelt.
Ich staune und fasse Mut.
Gerne möchte ich meine Last,
alle Verzweiflung,
allen Kummer zu diesem Kind bringen.

Und ich höre die Einladung des kleinen Heilandes
Ich will den Durstigen geben
von der Quelle des lebendigen Wassers
umsonst.‘

Diese Worte gelten mir.
Denn ich – ich stehe hier an der Krippe.