“Ich steh’ an deiner Krippen hier….”

(Kettwiger Krippenlandschaft; workshop Dezember 2020)
(gemalt von Andrea Hündlings)

Ich steh an deiner Krippen hier.
Das hätte ich nicht gedacht,
dass ich heute Nacht hier stehe.

Die letzten Wochen waren schrecklich
und Nachts, Nachts ist es am schlimmsten.
Meine Sorgen, meine Ängste wachsen dann ins Unermessliche.

Ich bin gelähmt,
kraftlos, verzweifelt.
Die Tage sind bleischwer.
Ich kann nichts ändern.
Mein Leben ist eine Last,
mir selbst und anderen.

‚Fürchte dich nicht‘,
haben Engel den Hirten gesagt.
Deshalb sind alle losgezogen,
dieses Kind anzuschauen.
Den neugeborenen König.

Ich war nicht dabei.
Ich verharre.
Ich komme nicht los.
Ich schaffe es nicht.

Aber dann ertönte das Lied.
„Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne.
Die Sonne, die mir zugebracht, Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht,
wie schön sind deine Strahlen.“

Wie schön sind deine Strahlen.
Und nun stehe ich doch an der Krippe.
Zaghaft, verloren, unsicher.
Die Zartheit des Kindes, seine Verletzlichkeit rührt mich an.
Hier an der Krippe muß ich nicht stärker sein, als ich bin.

Ich kann mitbringen, was mich niederdrückt.
Und ja, ich stehe nicht allein an der Krippe.
Ein ganz schön bunter Haufen hat sich da versammelt.
Ich staune und fasse Mut.
Gerne möchte ich meine Last,
alle Verzweiflung,
allen Kummer zu diesem Kind bringen.

Und ich höre die Einladung des kleinen Heilandes
Ich will den Durstigen geben
von der Quelle des lebendigen Wassers
umsonst.‘

Diese Worte gelten mir.
Denn ich – ich stehe hier an der Krippe.

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