“Ich steh’ an deiner Krippen hier….” Teil 2

(gemalt von Wolfgang Richter)

Wir stehen hier an der Krippe.
Ich bin mit meiner Familie vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien geflohen. Ich lebe mit meinem Mann Aeham und unseren Kindern Ahmadi und Kinan in dem griechischen Notlager Kara Tepe auf der Insel Lesbos.

Wir sind geflohen aus unserer Heimat aus Angst vor den Bomben.
Diese unsägliche Angst, nie zu wissen,
kehrt der Mann abends von der Arbeit zurück
und die Kinder vom Spielen auf der Straße.

Das Kind in der Krippe.
Da sehe ich meine kleine Kinan liegen vor 2 Jahren.
Notdürftig in Tücher gehüllt.
Ein schneidend kalter Wind war in der Nacht.
Eine Frau aus der Nachbarhütte hat meinem Mann geholfen.
Zum Glück hatte ich keine Komplikationen bei der Geburt.

Wir sind Muslime.
Haben wir einen Platz an dieser Krippe?
Wir glauben, dass Jesus ein Prophet Gottes war.
Aus dem Kind in der Krippe wurde der Gesandte Gottes.

Das Lied von der Krippe? Ja, ich kenne es.
Ich liebe die 2. Strophe:
„Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren,
und hast dich mir zu eigen gar, eh ich dich kannt erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht,

wie du mein wollest werden.“

Kind in der Krippe,
du weißt, was es heißt, in einem Stall geboren zu werden.
Du weißt, was es bedeutet, von der Hand in den Mund zu leben.

Und dennoch:
An deiner Krippe sangen die Engel
„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden.“

Das war auch später deine Botschaft,
dass beides zusammengehört:
die Ehre Gottes und der Friede auf Erden.

Darauf setzen wir unsre Hoffnung.
Die Hoffnung, dieses Lager bald verlassen zu dürfen
und als Flüchtlinge anerkannt zu werden.

Darum hoffen wir auf dich, kleiner Heiland,
und feiern deine Geburt.

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