Church without walls

Pfingstsonntag 9.30 Uhr – ….
eine Stunde später…
und noch eine Stunde später.

Pfingsten – einander erzählen, miteinander teilen….
Schätze, Überzeugungen, Fragen.
6 Seelenbretter und ihre Geschichten wurden im Gottesdienst vorgestellt.


Lebendige Gemeinde. Auf einmal entsteht Verbundenheit und Vertrautheit.
Wir kommen ins Gespräch über Dinge, die uns wichtig sind.

“Gesucht … und gefunden”



“Gesucht … und gefunden”

Aufs Brett gebracht und in Worte gefasst. Von Christian.

Psalm

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir.“
Was belastet mich, was nimmt mir die Ruhe?
Wenn etwas meinen Seelenfrieden kostet, ist es zu teuer.

Deshalb will ich auf mich achtgeben und auf mich hören.
Ich suche die richtige Balance für meine Seele.
Ich will ihr Frieden gönnen.
Die richtige Balance von Nähe und Distanz.
Die richtige Balance von Engagement und Ruhe.
Die richtige Balance von öffentlichem Amt und privater Zeit.

Diese Balance, dieser Seelenfrieden ist mein Schatz im Acker.

Diesen Schatz möchte ich finden und mir bewahren.
Deshalb will ich einen Weg gehen, der zu mir passt.
Mit Pflichten, die mir genügend Freiraum lassen.
Mit Herausforderungen, die mich nicht überfordern.
Mit Aufgaben, die mich nachts gut schlafen lassen.

Ich will einen Weg gehen, der mir meinen inneren Frieden lässt.

Es liegt in meiner Verantwortung, mich von dem fernzuhalten, was mir schadet.
Es liegt in meiner Verantwortung, mich vor denen zu schützen, die mir nicht guttun.
Es liegt in meiner Verantwortung, darauf zu achten, was mir passiert, und meinen Anteil daran zu erkennen.
Herr, schenke mir die Kraft, diese Verantwortung zu leben und mich richtig zu entscheiden.
Dass ich mir meinen Schatz, meinen Seelenfrieden erhalte.

Herr, schenke mir heitere Gelassenheit!

“Ich bin kein Kirchgänger.”

“Ich kann auch in den Wald gehen zum Beten.”
Das höre ich öfters.

Unbedingt.
Das Grün im Mai ist wunderbar.

Die Stille, der Raum im Wald – herrlich.
Ich sortiere mich. Spüre mich wieder.
Nehme wahr, was traurig oder wütend macht.
Entdecke Kraft und Freude in mir.

Achte auf Vogelstimmen, Farben, Licht.
Die friedliche Ruhe tut gut.

Ganz sicher ist der ganze Wald ein großes Gebet.

Psalm 19:
“Die Himmel erzählen die Wunder Gottes
und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.
Ein Tag sagt’s dem anderen
und eine Nacht tut’s kund der anderen.
Ohne Sprache und ohne Worte,
unhörbar ist ihre Stimme.”

Aber:

ich bin nicht nur auf mich und die Natur verwiesen,
sondern auch auf andere und unsere Gemeinschaft
und auf das Wort, das ich mir nicht selber sagen kann.

Darum gehe ich in die Kirche und nicht nur in den Wald.

… so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein

Kryzia Kainas: Berg der Kreuze auf dem Jurgaiciai-Hügel 12 km nördlich von Siauliai / Litauen

Wir schlängeln uns auf schmalen Pfaden durch einen Wald von Kreuzen.
Kreuze in allen Größen und Formen.
Wir beugen uns nieder und lesen, was auf den Kreuzen geschrieben ist.
Schmerz, über den zu früh verstorbenen Sohn.
Bitte um Kraft für die schwere Krankheit.
Namen von Gefallenen, Vermissten aus den Kriegen der vergangenen Jahrzehnte.
Jedes Kreuz eine Leidensgeschichte.
Und inmitten dieser Flut von Kreuzen – Jesus am Kreuz.
Immer wieder in kleinen und großen Kruzifixen.

Dieser Ort ist eine Karfreitagspredigt.

Jesu Kreuz steht nicht allein und isoliert auf dem Hügel von Golgatha.
Sondern Jesu Kreuz steht mitten in unserem Berg der Kreuze.

Zu Füßen seines Kreuzes legen Menschen ihre Kreuze ab.

100.000nde Kreuze –
machen diesen Berg dennoch nicht zu einem Ort der Schwäche,
sondern zu einem starken Ort –
zu einem Ort des Widerstandes ,
zu einem Ort, der einsteht für Menschlichkeit,
für Fürsorge,
für Hoffnung.




“If you’re going to San Francisco…..”

“If you’re going to San Francisco
Be sure to wear some flowers in your hair
If you’re going to San Francisco
You’re gonna meet some gentle people there”

Ein high-light heute mitten am Tag:

Frau und Herr H. feiern ihren 45. Hochzeitstag mit einem kleinen (3 Personen) Gottesdienst und erneuern ihr Trauversprechen. Mit Musik aus den 70ern – als sie sich bei Socken-Discos kennen lernten.
Schön! – dass all diese verschiedenen Formen gehen.


“Warum ist der Hahn auf dem Turm?”


Hanna, 5. Klasse, muß ein Referat für die Schule machen:
“Der Unterschied zwischen evangelisch und katholisch.”

Sie hat angerufen und gefragt, ob sie vorbei kommen kann und ich ihr etwas dazu erzähle. Gute Idee!
Die erste Frage, die sie geklärt haben möchte, ist:
“Warum ist auf dem evanglischen Kirchturm ein Hahn oben auf der Spitze
und bei dem katholischen ein Kreuz?? …??”

Wer weiß es?

Ein Kreuz auf dem Kirchturm signalisiert: Dies ist ein christliches Gotteshaus.
Der Hahn auf die Turmspitze dagegen erinnert an die Geschichte von Petrus,
der Jesus drei mal verleugnete. Nachdem Jesus gefangen genommen worden war, folgt Petrus dem Trupp der Soldaten heimlich, um herauszubekommen, was weiter mit Jesus passiert. Im Wachhof des Gefängnisses, wird er drei mal angesprochen “Gehörst du nicht auch zu den Freuden Jesu? Hab ich dich nicht mit ihm zusammen gesehen…”
Petrus verneint –
„Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“, hatte Jesus zu Petrus gesagt. (Markus 14, 66-72)

Der Hahn auf dem Kirchturm ist also ein sehr selbstkritisches Symbol. Er mahnt die Kirche zur Wachsamkeit, warnt davor Jesus zu verraten und mahnt zu Umkehr.

Wenn Hanna alles aufs Papier bringt, was wir weiter besprochen – und sie mit I-phone aufgenommen hat – (Papst, Maria, Heilige, Bibel, Abendmahl, Frauen als Priester?),
wird’s bestimmt eine 1 auf dem Zeugnis.

Gott – angedacht

In der Frauengruppe “angedacht” ein sehr offener, dichter Austausch über “Gott” –
Was ist der Kern meines Glaubens? Was bedeutet Gott für mich?

Einige Impulse und Facetten unseres Gespräches:
die Selbstvorstellung Gottes in 2. Buch Mose 3, 13ff:
“Ich werde sein, der ich sein werde. Ich werde für euch da sein. – Das ist mein Name.”

Mutige Selbstvorstellung. Die viel Raum lässt.
Gerichtetes Sein. In Beziehung. Gott andocken an meine Lebenserfahrungen.
Dieser Name gibt Gott eine große Freiheit – aber auch uns.

Elia am Gottesberg Horeb – erzählt in 1. Könige 19, 11-13:
Wer ist Gott? Wo ist Gott erfahrbar?
Elia erwartet Gott in dem großen, starken Wind, im Erdbeben, im Feuer – und wieder und wieder die Erkenntnis: dort ist Gott nicht.
Aber dann – ein stiller, sanfter Wind. Elia tritt hervor und begegnet Gott.

Gotteserfahrung sehr selbstverständlich verbunden mit Natur, aber nicht machtvoll, stark, sondern Gott ist im überraschend zarten und sanften zu finden.
Und gleichzeitig ist Gott immer wieder ganz personal gedacht.
Gott als Gegenüber, das mich anspricht, korrigiert, tröstet, beauftragt.

Dazu Martin Buber “Ich und Du” (1923)
…. Der Mensch wird am Du zum Ich.
In jedem endlichen Du fangen wir einen Bruchteil des ewigen Du ein……
Gott ist lebendige Gegenwart in Beziehung…
darum ist Gott personal zu denken; Gott als Du anzusprechen.

Dazu: Wie verstehen wir Trinität?
Was sagt uns unser trinitarisches Bekenntnis über Gott?
Gott ist in Beziehung; offenbart sich in verschiedenen Weisen; ist nicht auf eine “Gestalt” festgelegt.

Dietrich Bonhoeffer; Widerstand und Ergebung; 16.07.1944:
Wo ist Raum für Gott – heute in unserer aufgeklärten Welt?
“Vor und mit Gott leben wir ohne Gott”