“Find a TV”

Unbelievable! Unser Versuch gestern das Christmas tree Lighting am Rockefeller Center zu sehen, war zum Scheitern verurteilt. TAUSENDE von Menschen (Touristen…. ;-)) schoben sich durch die 5th, 6th und Madison Avenue. Immer wieder abgeriegelte Strassenzüge, kein Weiterkommen. Dieser nette Officer fühlte sich schliesslich genötigt, uns die bittere Wahrheit zu sagen: ” You won’t see the tree today. Find a TV and come back tomorrow.”

Wir haben uns dann einen netten Abend beim Koreaner gemacht.

Happy birthday!

 

 

 

 

 

 

Herzlichen Dank für all die vielen Glückwünsche aus der alten und neuen Welt!

Ich hatte einen wunderschönen Tag – habe mit meiner Schwester, die zu Besuch ist, der Lady Liberty noch mal einen Besuch abgestattet und abends wurde gefeiert in der La Salle Street – mit Annette, Hsien-yu, John, Lee, Deb, Elice und Max. Max hat uns bekocht! Wunderbar. I’m blessed with cooking men!

Pottery class

By the way: Habe ich schon von meinem Töpferkurs erzählt? Direkt in der Nachbarschaft gibt es eine kleine Töpferei – “Mugi” – die Kurse anbietet. Oben meine bisherigen Werke!

Othi ist unsere Lehrerin:                                                                                           “Pottery is a challenge for perfectionist – they have to let go.” (Töpfern ist eine Herausforderung für Perfektionisten. Sie müssen loslassen.) 

 

Art and theology

 

 

 

 

Mit dem Kurs “Kunst und Theologie” besuchen wir “grace farm” in Conneticut: eine Art “Kunst-workshop-Zentrum” von der japanischen Architektengruppe SANAA entworfen und gebaut, mit dem Anliegen, sich nahtlos in die Landschaft einzufügen. 80 Acre Land, um Natur zu erfahren, Kunst zu begegnen, Gerechtigkeit zu verfolgen, Gemeinschaft zu erleben und Glauben zu entdecken. (gracefarm.org)

Hier wird das Gespräch, die Begegnung zwischen Kunst und Religion gesucht. Welche Impulse gibt die Kunst dem Glauben? Unser Gesprächspartner dort sieht vor allem das Fehlen der körperlichen Dimension als ein grosses Defizit der Kirchen. Die Kunst dagegen hat immer ganzheitlich gearbeitet und “nie den Körper rausgeworfen.”

In NYC  gibt es einige Kirchen und Projekte, die diesen Ansatz des Dialoges von Kunst und Theologie verfolgen. Zum Beispiel auch die Judson Memorial Church / UCC. Einmal im Monat Mittwoch abends sind die “Magic Times”, wo bislang unbekannte Künstler ihre Werke präsentieren, sei es Theater, Musik, Tanz, Skulpturen, Bilder, – beginnend mit einer Stunde gemeinsamen Essens und Gespräche, dann folgt die jeweilige Aufführung oder Präsentation. (www.judson.org/arts)

Der Ansatz dort ist: Künstler sind die heutigen Propheten. Sie formulieren unsere Fragen und die Herausforderung unserer Zeit.

Art can be prophetic. Art can be useless. Art can be sacred.                Art can be irrelevant. Art can be cheap. Art can be enough.

New Yorker Gesichter: John

Sonntagmorgen –

Ich treffe mich mit John zum Quaker Meeting in Brooklyn.

John ist in South Ohio geboren und aufgewachsen. Seine Familie gehörte zu einer evangelikal, fundamentalen Kirche. Anti-katholisch, anti-jüdisch, sehr kontrollierend und unterdrückend. Die enge Gemeinschaft hat er damals genossen. In all den Jahren waren vielleicht 1-2 African Americans in dieser Kirche; kein Bemühen der Gemeinde Brücken zu bauen.

Nachdem John von zuhause auszog, ist er 35 Jahre nicht mehr zur Kirche gegangen.  – Er studiert an der Universität Ohio State “International relations”; macht an der Cyracus University / NY seinen Doktor in politischer Philosophie. Seine Frau – nicht praktizierende Jüdin – ist Anwältin und bekommt einen “lukrativ, fordernden” Job in London angeboten. So gehen sie als Familie nach London und leben dort 12 Jahre. Er wird Hausmann und zieht die drei Kinder gross – anders hätte diese Zeit nicht funktioniert. John beginnt als Schriftsteller zu arbeiten. (Zur Zeit schreibt er an einem Buch über Caravaggio und an einem Reiseführer über Brooklyn, der im Sommer 2018 von einem Frankfurter Verlag herausgegeben werden wird.)                                                                                              2006 kehrt die Familie nach der Scheidung von John und seiner Frau nach NYC zurück. Die Kinder werden nach einigem Suchen in einer Quäker-Schule angemeldet. Über die Elternabende kommt John in Kontakt mit der Versammlung der Quäker in Brooklyn und wird dort schliesslich Mitglied.                                                                                       Was er dort gefunden hat? Dass er mit Werten verbunden sein kann, die ihm wichtig sind und das als Teil einer Gemeinschaft.

Ein Grundgedanke der Quäker ist, dass Gottes Licht in jedem Menschen ist. Daraus resultiert ihr pazifistisches Engagement. Jede Form von Gewalt ist eine Zerstörung von Gottes Schöpfung. Quäker waren die erste Kirche, die gegen Sklaverei protestierte und die sich für die Rechte von Frauen einsetzte. An jeder Anti-Kriegs-Bewegung waren Quäker beteiligt, Verhandlungen von Friedensprozessen sind oft von Quäkern begleitet. Gay Pride, Black Lives Matter – wird heute von den Quäkern unterstützt.  Die “SPICES” sind die Kernanliegen – oder auch genannt die  “6 Zeugnisse” – der Quäker: Simplicity, Peace, Integrity, Community, Equality, Stewardship.

Die Quäker in Brooklyn sind eine ungewöhnlich große Gruppe, ca. 100 Leute und altersmässig gut gemischt; sowie auch color, LGBTQ, jewish, muslim backgrounds. Historisch (17. Jhdt.) sind die Quäker eine christliche Gruppierung, aber das ist – jedenfalls in dem liberalen Flügel in den USA – nicht mehr  ausschliesslich und explizit so gegeben. (In den USA gibt es eine Spaltung in drei Strömungen – liberal, konservativ, evangelikal.)

There we are: 11 Uhr – wir gehen in den ersten Stock in den Versammlungsraum. Die Türen bleiben offen. Wer kommt, setzt sich in eine der Bänke. STILLE. Ein schlichter, heller Raum. Die Bänke sind von allen vier Seiten aufeinander ausgerichtet. Es gibt keinen irgendwie gearteten Anfang. Immer wieder kommen noch Leute herein und setzen sich leise in die Bänke. Psalm 46, 11 : “Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin.” Das nehmen die Quäker sehr wörtlich. Sie verstehen das so, dass Gott in den Tiefen unseres Seins darauf wartet zu uns zu sprechen – und wir nur still genug werden müssen, um ihn zu hören. Wenn jemand möchte, kann auch jemand in dieser Stunde etwas sagen, was ihn bewegt oder er nun gerade gehört/verstanden hat – aber heute bleibt es still. Nach einer Stunde kommen etwa 15 – 20 Kinder herein, die in der Zwischenzeit unten im EG – ich nehme an – gespielt und nicht geschwiegen haben.  Es werden einige Abkündigungen bekannt gegeben und dann folgt so etwas wie “Fürbitten”. Wer möchte erhebt sich und sagt ” Please hold (Name) in the light”, “I ask you to hold XY in the light.” Jemanden, an den besonders gedacht werden soll, “ins (göttliche) Licht zu halten” ist eine feststehende, ich finde sehr schöne, Formulierung. Danach geht’s runter in die social hall, dort gibt’s  Kaffee, kleine Snacks und ganz viel Gespräche .

Das STILLE werden ist ein ganz wichtiges Element, verbindet sich für die Mitglieder, wie ich höre, aber sehr stark mit dem Erleben von Gemeinschaft. Es ist ein Unterschied, ob ich alleine im Wohnzimmer eine Stunde schweige oder hier eingebunden in Gemeinschaft – ich sehe die anderen; weiss, ihnen ist ähnliches wichtig. Der Kontrast des Schweigens zu dem sonst so lauten, lärmenden, geschwätzigen Umfeld ist enorm. Auch das Zutrauen, das darin steckt: du wirst schon etwas in dir hören, entdecken, was dich leitet.

Ein anderer Quäker-Sprachgebrauch ist auch sehr aufschlusssreich: “to sit with somebody”. Fällt jemandem auf, das ein anderer aus der Versammlung bedrückt, hilfsbedürftig aussieht, wird er angesprochen “Shall I sit with you?” Wird das bejaht, werden noch 2 Mitglieder zusammengetrommelt und man besucht denjenigen und “sitzt mit ihm”. John berichtet davon, wie hilfreich diese Erfahrung war. Es ist zum einen das Erleben, da sind andere, die mir beistehen, mich begleiten  und in den Gesprächen wird das Problem zudem sortiert und vielleicht Perspektiven aufgezeigt.

Damit zusammen hängt ein anderer wichtiger Aspekt des Quäkerlebens: es gibt keine Hauptamtlichen in der Gemeinde, keinen Pastor, keine Hierarchie – niemanden, den man verantwortlich machen kann, wenn etwas nicht läuft, ausser sich selbst. Das gesamte Gemeindeleben ist über Ausschüssse organsiert, in denen sich alle irgendwo engagieren. Ein mal im Monat gibt es eine Zusammenkunft der Gemeindeglieder, in der alles von Belang besprochen und entschieden wird. Alles muss im Konsens entschieden werden – “can be madening” – d.h. Entscheidungen brauchen manchmal sehr lange, andererseits schafft dieser Weg Vertrauen.

 

Warum ist John am Union? Als Trump 2015 als Präsidentschaftskandidat startete und von den evangelikalen Kirchen unterstützt wurde, war das für John der Zeitpunkt sich zu positionieren. In kirchlichem Kontext mitdenken, in die Auseinandersetzung gehen, Veränderungen anstossen können – darum geht es ihm.

John liebt Brooklyn.  “A very democratic place”  – Leute von allen Teilen der Erde leben hier. An der highschool, an der seine Freundin unterrichtet, gibt es 140 Nationalitäten und es werden 93 verschiedene Sprachen gesprochen.

New Yorker Gesichter: Julia

“Ich liebe meine Geschichte,” sagt Julia.

Ihre Geschichte beginnt – gar nicht so besonders liebenswert –  in China / Beijing. Dort wird Julia geboren. Ihren Vater lernt sie nie kennen. Die Mutter ist psychisch nicht in der Lage, sich um sie zu kümmern. So wächst Julia bei ihren Großeltern auf, die wiederum bei einer reichen Tante als Dienstboten arbeiten und Julia macht dort den Haushalt. Also eine schöne Kindheit hat sie nicht gehabt, so sagt sie, obwohl ihre Grosseltern sie herzlich lieben und umsorgen. Die Tante ist Buddhistin und Julia muss  mit ihr die Tempel besuchen. Als Julia schliesslich im College ist (sie studiert Englisch – Sprache und Kultur), lernt sie über einen Buchhändler auf dem Campus den evangelischen Glauben kennen. Sie wird Mitglied der “Untergrund-” oder auch “Hauskirchen” genannten Kirche in China. Es gibt auch eine von der Regierung anerkannte, offizielle Kirche, aber die ist nicht unabhängig. Inwiefern man sagen kann oder muss, dass die Hauskirchen von der Regierung verfolgt werden, ist vielleicht nicht so klar zu fassen, jedenfalls werden diesen Kirchen immer wieder Hindernisse in den Weg gelegt und das Leben schwer gemacht, insbesondere wenn sie zu gross werden. Daher hat sich ein bestimmtes System etabliert: zuerst wird ein Apartment angemietet, in dem sich die Mitglieder treffen. Wenn die Gruppen auf 70 – 100 Leute angewachsen ist, wird sie geteilt und eine neue Hauskirche gegründet / ein weiteres Apartment angemietet. Es dauert im Schnitt 1,5 Jahre bis die Gruppe auf diese Grösse  angewachsen ist. Es gibt in China einen grossen spirituellen Hunger, sagt Julia. Es gehen viele Leute in die Kirche, – so viele, dass die Kirchen nicht genügend Mitarbeiter haben, all die Leute zu versorgen. 1999 lässt Julia sich taufen – in einem Fluss. Sie besucht regelmässig die biblestudies ihrer Kirche, – aber nicht die Gottesdienste, die sind ihr zu langweilig.

Sie wird ein sehr engagiertes Mitglied ihrer Gemeinde, übernimmt Verantwortung, – hilft mit bei den Bildungsprogrammen, wird eine Art Diakonin. Unterstützt von den amerikanischen Missionaren in dieser Gemeinde bewirbt sie sich für einen Studienplatz im Ausland. Mit ihrer Erfahrung in Gemeindearbeit hat sie sich für den Schwerpunkt Erwachsenenbildung entschieden. Das ist ihr Lebensthema geworden: selber zu wachsen und anderen dabei helfen, zu wachsen. Ihr Entschluss sich um einen Studienplatz in den USA zu bewerben, wurden von dem Wunsch geleitet, in ein Land zu gehen, das auf christliche Werte gegründet ist…..  Vor 5 Jahren ist sie in die USA / nach NYC gekommen – und, so sagt sie heute, sie fand nicht, was sie gesucht hat.

Da sie ihren Aufenthalt selbst finanzieren muss – weder durch die Tante noch durch irgendwelche Förderprogramme Geld bekommt – hat sie zur Zeit 3 verschiedene Jobs an der Uni plus einen Babysitterjob. Man kann sich vorstellen, dass nicht viel Zeit bleibt für ein Leben ausserhalb der Uni.

Dennoch – für das Thema Kirche nimmt Julia sich Zeit. Sie besucht verschiedene Kirchen und versucht eine Gemeinschaft zu finden, die sie trägt. Das, was ihr begegnet – das fröhliche, oberflächliche Miteinander – reicht ihr aber nicht. Wüstenerfahrung, so beschreibt sie diese Zeit für sich; sie fühlt sich verlassen und in ihren Hoffnungen enttäuscht.

Vor 1,5 Jahren besucht sie das Seminar “early church history” am Union. Professor John McGuckin ist auch der Gründer der Eastern Orthodox Church St Gregory, die am Union in der kleinen Lampmann Kapelle ihre Gottesdienste feiert. Die Beschäftigung mit dem orthodoxen Glauben wird für sie zum lebensverändernden, einschneidenden Ereignis. Sowohl die orthodoxe Frömmigkeit mit ihren festen Ritualen ( “a deep, solid spirituality”) , als auch die Persönlichkeit von “Father John” – den sie als absolut glaubwürdig und integer erlebt – führen dazu, dass Julia  vor einem Jahr zum orthodoxen Glauben konvertiert.

Ob sie nach China zurückkehren wird?  Je länger sie hier in NYC ist, um so weniger kann sie sich das vorstellen.

Bye. See you!

Die kleine Familienauszeit ist vorbei, – Lutz und Luis zurück in Deutschland. Wir haben einige schöne Dinge unternehmen können: Amateurnight im Apollo-Theater, Coney Island, Basketballspiel der New York Knicks gegen Denver Nuggets im Madison Square Stadion (das die NY Knicks mit Mühe gewonnen haben), Radtour am Hudson und der spektakuläre Blick vom One World Oberservatory auf New York (102 Stockwerke in 47 Sekunden).

Nachdem es die ersten Novembertage noch 20 Grad war, kehrt nun auch hier der Herbst ein. Meine Winterjacke ist im Koffer von Lutz und Luis gerade rechtzeitig angekommen.

Gruselig

Während wir die Halloween-Parade in Greenwich Village verfolgen, erfahren wir von dem Attentat auf dem Hudson Radweg….

Bei uns ist alles ok.

Ob gestern in Kettwig gesungen wurde: eg 362 ?

“Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau’r er sich stellt, tut er uns doch nicht, dass macht er ist gericht, ein Wörtlein kann ihn fällen.”                              Martin Luther 1529

Mich begleitet heute eher durch den Tag eg 678:

“Wir beten für den Frieden, wir beten für die Welt, wir beten für die Müden, die keine Hoffnung hält, wir beten für die Leisen, für die kein Wort sich regt, die Wahrheit wird erweisen, dass Gottes Hand sie trägt.

Wir hoffen für das Leben, wir hoffen für die Zeit, für die die nicht erleben, dass Menschlichkeit befreit. Wir hoffen für die Zarten, für die mit dünner Haut, dass sie mit uns erwarten, wie Gott sie unterbaut.

Nun nimm, Herr, unser Singen in deine gute Hut und füge, was wir bringen, zu Hoffnung und zu Mut. Wir beten für Vertrauen, wir hoffen für den Sinn. Hilf uns, die Welt zu bauen zu deinem Reiche hin.”                                                                                                            Peter Spangenberg 1989 (Melodie: Befiehl du deine Wege)